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Was für Wellen eine Bratwurst schlägt

Bei der Kinder-Uni erklärte Professor Volker Kühn den kleinen Studenten gestern, wie die Stimme ins Telefon kommt.

Kröpeliner-Tor-Vorstadt Wie die Stimme ins Telefon kommt, ist für Anna aus Cammin eigentlich sonnenklar. „Na, da sind doch so kleine Löcher im Hörer“, erklärte die Neunjährige gestern kurz vor Beginn der Kinder-Uni-Vorlesung im Audimax. Wie die Stimme viele Kilometer überwindet, ohne zu verstummen, ist schon schwieriger zu erklären. „Das wird irgendwie elektrisch“, meinte Anna.
„Die Schallwellen werden aber erst noch codiert“, wusste der 12-jährige Tom. Viertklässler Max zwei Reihen weiter hatte eine besonders konkrete Vorstellung vom Innenleben des Telefons. „Darin sitzt so ein kleiner Computer, der vibriert.“ Dadurch entstünden Schallwellen, „die sich in die Stimme verwandeln“. Woher er das so genau wisse? „Geraten“, gab Max unumwunden zu. Auch der siebenjährige Eric konnte nur vermuten, wie Omas Stimme von Berlin nach Rostock dringt. „Die wird vielleicht irgendwo in einer Zentrale nochmal lauter gemacht.“

Die Freundinnen Laura und Charlotte haben zumindest viel praktische Telefonerfahrung. „Drei Mal in der Woche“ würden sie miteinander telefonieren, erzählten die beiden Sechstklässlerinnen. „Na ja, eigentlich jeden Tag“, korrigierte Lauras kleiner Bruder Lukas.

Auch Kinder-Uni-Moderator Matthias Arbeiter wollte erst noch ein kleines Pläuschchen mit seinem Freund Sebastian Knitter halten – bevor Professor Volker Kühn das Geheimnis um die Telefonstimme lüftete. „Allerdings ist Sebastian gerade ziemlich weit weg, in Amerika“, erzählte Matthias. Mit der heutigen Technik alles kein Problem. Zwei Klicks – und auf der Leinwand erschien Sebastian Knitter, der wackelnd wie ein Astronaut von seinem Auslandsstudium berichtete. Und zum Beweis, dass er nicht einfach im Nebenraum saß, schwenkte Sebastian die Kamera kurz Richtung Fenster. „Seht ihr, hier ist noch nicht mal die Sonne aufgegangen.“

Früher wäre so was undenkbar gewesen, erklärte Kühn. Da konnten sich die Menschen nur mit Rauchzeichen oder Buschtrommeln verständigen. Ein Grieche musste sogar 40 Kilometer rennen, um die Nachricht vom Sieg der Griechen über die Perser bei Marathon zu überbringen. Später bauten die Menschen unterschiedlich hohe Türme und gaben so Nachrichten durch ganz Europa weiter. Aber richtig bequem wurde die Kommunikation erst mit der Erfindung des Telefons.

Die ersten Telefone waren noch sehr unhandlich – sogar die Handys hatten Koffermaße. Aber dann ging die Entwicklung rasend schnell. Vor kurzem habe sein Sohn im Museum zum ersten Mal ein Telefon mit Wählscheibe gesehen, erzählte Kühn. „Der wusste erst gar nicht, was das ist.“ Und Handys passen heutzutage in jede Hosentasche.

Und die Stimme? Gespannt verfolgten die Studenten, wie sich auf der Leinwand im Audimax Wörter in blaue Wellen verwandelten. „Zwei Bratwurst bitte!“, tönte ein männliche Stimme aus den Lautsprechern. Und wurde gleich sichtbar gemacht: „Bratwurst ist dieses wilde Gezappel hier“, erklärte der Nachrichtentechniker. Gewissermaßen „huckepack“ könne die Sprache also auf den Schallwellen von einem Mikrophon aus um die ganze Welt reisen.

Unterwegs ist davon rein gar nichts zu hören – denn die Töne werden mit einem Geheimcode übertragen. Lauter Nullen und Einsen funken die digitalen Telefone. Eine seltsame Sprache, aber Handys und Computer auf der ganzen Welt verstehen den Zahlencode. Aus einem A wird für sie eine 1000001, aus einem Z eine 1011010. „Ja“, sagte Tom. Hatte er doch gewusst, dass es da einen Code gab.

Laura und Charlotte blickten nach der Vorlesung allerdings skeptisch drein. „Weiß nicht, irgendwie eine komische Vorstellung, dass aus meiner Sprache Nullen und Einsen werden“, meinte Laura. Vielleicht liege es auch daran, dass die Stimme am Telefon doch ein bisschen anders klinge. „Ich konnte der Oma jedenfalls schon mal vormachen, dass ich Laura bin“, erzählte Lukas. „Hat sie gar nicht gemerkt.“

ANNE SCHEMANN